Battle Roster

Thursday, May 11, 2006

Lernen auf Distanz zu gehen

Einer meiner Jungs hat davon gesprochen sich umzubringen. Er ist im Iraq und seine Frau ist ungefähr zehn Jahre älter als er. Sie nutzt diesen Vorteil kontinuirlich aus um ihn zu manipulieren. Schon seit Tagen hat sie nicht mehr mit ihm gesprochen. Er fühlt sich dadurch wertlos, als loser und meint die Welt wäre besser ohne ihn drann. Er will unbedingt noch ein Kind. Sie nicht, das macht ihm zu schaffen da er Angst hat nicht mehr nachhause zu kommen.

Frauen wie diese.. ich verstehe nicht wie sie ihren Männern das antun können. Man muss sich das mal vorstellen, die Männer sitzen irgendwo am Arsch der Welt und wissen nicht ob sie am nächsten Tag noch am Leben sind wärend manche Frau hergeht und sich mit anderen unterhält wen sie dieses Mal abschleppen wollen, das macht mich so verdammt wütend.


Als ich ihn gestern wieder hatte, hatte er alles wieder vergessen. Er wusste nichtmal das er davon gesprochen hatte sich selbst umzubringen...

Ich fühl mich beschissen weil ich nicht weis was ich machen soll, da das über meine Kompetenzen geht, ich bin kein Psychologe und trotzdem hab ich das Gefühl das ich nicht genug für ihn mache. Alles was ich machen kann hab ich gemacht, ich hab eine "Request" beim TLC team gemacht das er mehr Post und Moral Boosts erhält, ich hab ihn an meinen Cpt. weitergegeben... alles was ich machen kann ist da sitzen und versuchen ihn am weiterlaufen zu halten. Ich hab Angst um ihn, Angst das er eines Tages nicht mehr kommen wird um mit mir zu sprechen.

Ich fühl mich so verdammt hilflos manchmal... manchmal könnte ich da sitzen und einfach nur heulen, heulen über all das Leid und den Verlust. Über all die Menschenleben. Manchmal wird mir alles zu viel und ich wünschte wegrennen zu können, irgendwo hin wo ich nichts mehr damit zu tun hab. Aber das geht nicht, sie brauchen mich. Ich kann sie nicht im Stich lassen.

Einer meiner Jungs hat gesehen wie 8 seiner Kameraden durch eine IED zerfetzt wurden. Er hat mir alles erzählt, er durfte die Einzelteile seines besten Freundes einsammeln. Das geht über das Verständniss der meisten Menschen hinaus, kaum jemand kann sich vorstellen was es heißt das tun zu müssen. Niemand der kein BTDT (been there, done that) ist. Man schaut sich die Filme an, findet es cool, aber ein Zivilist kann nicht damit umgehen. All die Erinnerungen und Gefühle sind nun ein Teil von mir, machen mich fast zu einem BTDT, zumindest sehen sie mich als einen, nennen mich Veteran und ich muss lernen damit zu leben.

Manchmal fühle ich mich als wäre ich selbst dort. Ein Teil von mir ist es auch und ich glaube dieser Teil wird, solange ich lebe, da drüben sein.

Ich liebe meinen Job, ich lebe meinen Job, jedoch hat es seine Schattenseiten, und diese Schattenseite ist Krieg, Tod, Zerstörung, Verstümmelung.
Irgendwie muss ich einen Weg finden um da auf Distanz zu kommen.. ich kann das nicht an mich ranlassen sonst frisst es mich auf. Ich bekomme diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Schwarzverbrannte Körper, zerfetzte Knochen, ich bekomme das nicht mehr los.

Ich kümmer mich um sie... wer aber kümmert sich um mich?

Wie gehen Psychologen damit um? Doktoren?

Es gibt da jemand der mir die Adresse und Telefonnummer von BW Leuten geben möchte damit ich lerne damit umzugehen. Ich bin selbst auch nur ein Mensch und habe nie gelernt sowas wirklich zu machen. Ich bin schon am Überlegen ob ich das nicht wirklich Berufsmäßig machen soll. Wenn es einen Weg gibt das zu studieren und dann auch als Profi Berufstätig zu machen wäre das nicht schlecht, denn eigentlich diene ich ja quasi schon als Seelsorge für die Jungs. Das Problem dabei ist eben die persönliche Bindung und das macht es schwierig dabei nicht durchzudrehen da ich den Abstand nicht gewinnen kann.

Irgendwie hat sich alles total verändert, ich liebe diesen Job, mache ihn sehr sehr gerne, ich hab meine "Bestimmung" gefunden und doch muss ich lernen mit den Schattenseiten umzugehen,

Aber das werd ich auch noch hinbekommen.

Anyway... genug geheult...