US-Konsulat In Paris Total überlastet
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SPIEGEL ONLINE - 07. Januar 2006, 12:14
Pässe-Posse
US-Konsulat in Paris total überlastet
Franzosen, die in die USA möchten, haben es derzeit schwer. Die Vereinigten Staaten wollen inzwischen bei der Einreise entweder biometrische oder rote Europapässe sehen. Erstere aber sind in Frankreich noch nicht zu haben: Es gibt Streit zwischen Staat und Drucker-Gewerkschaft.
Paris - Dass die USA eines Tages ein Einreiseverbot für französische Staatsbürger verhängen könnten, galt während des Irak-Krieges zumindest bei Kabarettisten als mögliches Szenario. Nun haben es die Franzosen selber geschafft, sich den Zugang in die Vereinigten Staaten zu verbauen. Versäumnisse der Vergangenheit und ein bizarrer Streit um die Herstellung der neuen biometrischen Reisepässe haben dazu geführt, dass zahlreiche französische Bürger seit Oktober ein Visum für die USA brauchen. Weil das US-Konsulat die Flut der Anträge inzwischen nicht mehr bewältigen kann, haben Geschäftsleute und Touristen geplante Reisen in die Staaten bereits annullieren müssen.
DDP
Europapass: Ohne nur mit Visum in die USA
Wie gegenüber allen EU-Ländern verlangen die USA seit dem 26. Oktober für kurzzeitige Aufenthalte wie Urlaubs- oder Geschäftsreisen grundsätzlich einen Reisepass, der digitalisierte biometrische Daten enthält. Ausnahmen gibt es nur für Reisende, die über einen maschinenlesbaren Europapass verfügen, der vor diesem Datum ausgestellt wurde. Wer den nicht hat, darf nur noch mit Visum ins Land.
Und das sind in Frankreich offenbar viele. Anders als in Deutschland, wo der bordeauxfarbene Europapass schon seit 1988 ausgestellt wird und nur noch sehr wenige grüne Pässe im Umlauf sind, gibt es das EU-Dokument in Frankreich erst seit ein paar Jahren. Dabei tauschten offenbar nur wenige der europaskeptischen Franzosen freiwillig ihren alten nationalen Pass gegen das neue EU-Format. Eine Pflicht zum Umtausch gibt nicht.
Angesichts der neuen US-Einreisebestimmungen hatte das französische Innenministerium dann offenbar ganz auf eine schnelle Fertigung der biometrischen Ausweise gesetzt. Der Autrag wurde an ein Privatunternehmen vergeben, weil die Nationaldruckerei angeblich nicht in der Lage ist, die Pässe mit eingebautem Chip herzustellen. Das brachte die dortigen Gewerkschaften auf die Barrikaden. Auf ihr Betreiben wurde die Auftragsvergabe per Gerichtsentscheid für nichtig erklärt. Der Privatanbieter musste die Produktion einstellen. Ein schnelles Ende des Rechtsstreits ist nicht in Sicht.
Schon Mitte Dezember hatte die US-Botschaft deshalb gewarnt, dass Franzosen ohne gültige Dokumente ihren Besuch in den Vereinigten Staaten möglicherweise verschieben müssten. Doch der Hinweis verhallte vielfach ungehört. Mancher Weihnachtsurlauber erfuhr erst am Flughafen, dass er nicht abfliegen durfte.
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